Am 7. Februar 1945 lief U 864 zu einer geheimen Mission vom norwegischen Bergen aus. Das Ziel des 2.150 Tonnen schweren U-Boots: Japan. Es sollte die letzte Fahrt von U 864 werden. Seit fast einem Dreivierteljahrhundert liegt das hochgiftige Wrack von U 864 auf dem Meeresgrund vor der norwegischen Küste. Nun will es die Regierung Norwegens aufwendig versiegeln lassen.
Bereits am nächsten Tag, nachdem U 864 den Hafen verlassen hatte, zwang ein Maschinenschaden zur Umkehr. Das Boot fuhr im Zickzack-Kurs unter Wasser, um etwaige Verfolger abzuschütteln, und hatte fast die Einfahrt zum sicheren Fjord nach Bergen erreicht. Doch zu spät. Das britische U-Boot HMS Venturer hatte schon Stunden zuvor die aufgrund des Maschinenschadens lauten Maschinengeräusche geortet und längst die Verfolgung aufgenommen. Gegen Mittag des 9. Februar 1945 kam U 864 in Schussweite.
U 864 – ebenso legendär wie giftig
Was dann passierte, machte beide U-Boote zu einer Legende. Es ist der einzige bisher bekannte Fall, bei dem ein abgetauchtes U-Boot von einem ebenfalls im Tauchgang befindlichen U-Boot abgeschossen wurde. Nachdem drei Torpedos ihre Wirkung verfehlten, ließ der Kommandeur der HMS Venturer einen vierten Torpedo abfeuern. Dieses mal jedoch tiefer, da er annahm, dass das deutsche U-Boot wegen des Torpedo-Angriffes tiefer tauchen würde. Kommandeur James H. Launders sollte Recht behalten. Torpedo Nr. 4 saß, U 864 sank. Und mit dem U-Boot seine Fracht. Vollbeladen mit modernster Technik und kriegswichtigen Gütern, die für Japan bestimmt waren, ging U 864 unter. Im Frachtraum dabei: rund 65 Tonnen Quecksilber.
Fast 50.000 qm Meeresgrund bereits konterminiert
Seit jenem Tag liegt das giftige Quecksilber nun in 150 Meter Tiefe vor der Insel Fedje an der Westküste Norwegens. Erst 2003 führten Hinweise von Fischern zur Entdeckung des Wracks. Zwei Jahre später stellte man mit Tauchrobotern fest, dass bereits rund 47.000 Quadratmeter des Meeresbodens um U 864 konterminiert sind. Es entstanden Pläne, das Wrack und die gesamte Fläche des bereits vergifteten Meeresgrunds mit einem Sarkophag zu versiegeln – zunächst wie es damals beim Reaktor in Tschernobyl geschehen war mit einem Beton-Sarkophag, später mit einer Abdeckung aus Sand und Geröll, das weniger wiegt und flexibler ist als Beton.
Noch hat das norwegische Parlament nicht endgültig entschieden. Doch die Regierung plant 2019 rund 3,5 Millionen Euro für das Projekt zu investieren. Bis zum geplanten Abschluss 2020 werden es bis zu 31,6 Millionen Euro sein. Sie fordern, dass U 864 geborgen und das Quecksilber entfernt werden soll.